Zur finanziellen Lage von tag eins
Das tag eins Gründungsteam (von links nach rechts): Markus Sulzbacher, Ruth Eisenreich, Emil Biller, Anna Mayrhauser, Christian Bartlau und Dominik Ritter-Wurnig. Foto: severinwurnig.com
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Dominik Ritter-Wurnig
Gründer

Zur finanziellen Lage von tag eins

Vor rund einem Jahr sind wir angetreten, um neuen Journalismus zu machen. Nun hauen wir dich schon wieder um Geld an. Wie kam es dazu?

Es sieht nicht gut aus für tag eins. Unser Ziel, bis 20. Oktober 1.000 neue Mitglieder zu überzeugen, werden wir ziemlich sicher verfehlen – hier siehst du, wie weit wir davon noch entfernt sind. Aber noch ist es nicht vorbei: Wenn du willst, dass es tag eins weiterhin gibt, werde jetzt Mitglied oder überzeuge deine Freund*innen, Verwandten und Bekannten von uns.

Hier beantworten wir die häufigsten Fragen zu unserer finanziellen Lage:

Wie kommt es, dass wir dich schon wieder um Geld anhauen müssen? 

Rund 1.100 Menschen haben sich letzten Herbst entschieden, an uns zu glauben und tag eins finanziell zu unterstützen. Damit hatte tag eins das Minimalziel erreicht - gleichzeitig wussten wir aber auch, dass sich mit dem Betrag nicht das  Magazin machen lässt, das wir machen wollen. Zu viel zum Sterben, zu wenig zum Leben. Starten konnten wir nur, weil wir auch eine einmalige Förderung der Wirtschaftsagentur Wien bekommen haben. 

Wie viel Geld hat tag eins monatlich zur Verfügung?

Die Preismodelle (monatlich/jährlich) und die Zahlungsgebühr für die Mitgliedschaften sind unterschiedlich. Vom deinem Mitgliedsbeitrag abzuziehen sind acht Prozent für unseren Abo-Dienstleister Steady, rund zwei Prozent (je nach Zahlungsmethode) für Zahlungsdienstleister und zehn Prozent Umsatzsteuer. Das heißt, netto haben wir jeden Monat rund 5.000 Euro Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen.

Hat tag eins keine anderen Einnahmequellen?

Nein. Werbung haben wir von vornherein ausgeschlossen – um unabhängiger zu sein als andere österreichische Medien, um nicht nach schnellen Klicks heischen und nicht deine Daten verkaufen zu müssen, und weil wir unsere Ressourcen lieber in unseren Journalismus stecken als ins Keilen von Werbekunden. Die Hoffnung, dass wir schnell genug ausreichend Mitglieder finden, um uns langfristig zu finanzieren, hat sich allerdings bisher nicht erfüllt.

Wie viel kostet der Betrieb von tag eins?

Für das derzeitige Programm geben wir jeden Monat fast 11.000 Euro aus. Den Großteil machen die Löhne sowie Lohnnebenkosten für das Kernteam und Honorare für freie Autor*innen und die Kolumnistinnen aus. Während wir freien Autor*innen noch angemessene Honorare zahlen können, liegen die Löhne des Kernteams weit unter dem Kollektivvertrag.

Neben kleineren laufenden Kosten mussten wir im ersten Jahr Investitionen von insgesamt ungefähr 15.000 Euro für Dinge wie die Website oder das grafische Design stemmen.

Was ist mit der 100.000-Euro-Förderung der Wirtschaftsagentur Wien?

Von den 100.000 Euro haben wir die Hälfte als Akontozahlung ausbezahlt bekommen; die anderen 50.000 Euro erhalten wir erst, wenn alle Ausgaben getätigt sind und die Förderung abgerechnet ist. Wie bei Förderungen üblich, gibt es einen Eigenmittelanteil – in diesem Fall beträgt er 40 Prozent. Das heißt, erst wenn die tag eins Magazin Gmbh 166.667 Euro an förderbaren Kosten ausgegeben hat, können wir die Abrechnung legen. Wenn alles korrekt und geprüft ist, wird die zweite Hälfte der Förderung ausbezahlt – das wäre voraussichtlich erst Mitte 2024 der Fall. 

Warum muss tag eins mehr ausgeben, als es laufend einnimmt?

Einen Artikel oder ein digitales Magazin zu produzieren, kostet immer den gleichen Betrag, egal wie viele Menschen es lesen. Mit einem monatlichen Budget von 5.000 Euro lässt sich kein guter Journalismus machen, der Mitglieder anlockt. Nischenpublikationen und Blogs gibt es viele; was in Österreich fehlt, ist ein digitales General-Interest-Medium. Eine Publikation, die nicht nur ein Ableger einer Zeitung oder eines Fernsehsenders ist, sondern die ausschließlich digital denkt. So etwas wollten wir mit tag eins schaffen.

Wir haben alles auf eine Karte gesetzt: Wir machen den besten Journalismus, der mit unseren Ressourcen möglich ist, und versuchen, so schnell es geht neue Mitglieder zu gewinnen. Leider war das Mitgliederwachstum in den letzten Monaten zu gering, die Inflation machte uns das Leben schwer.

Nach Anlaufschwierigkeiten haben wir inzwischen unsere Stimme gefunden. Unsere Artikel gehen viral, finden über 20.000 Leser*innen. Aber jetzt geht uns die Zeit aus. Jetzt sind wir an dem Punkt, an dem die Reserven aufgebraucht sind. Wir brauchen schnell neue Mitglieder.

Was passiert, wenn tag eins nicht 1.000 neue Mitglieder gewinnen kann?

Dann können wir nicht mehr so weitermachen wie bisher. Wir müssen künftig monatlich eine schwarze Null produzieren. Im schlimmsten Fall müssen wir rund 7.000 Euro an monatlichen Ausgaben einsparen. Das wird sehr schmerzhaft; der schon jetzt sehr prekäre Magazinbetrieb lässt sich dann nicht mehr aufrechterhalten.  

Jede*r von uns wird sich neue Einnahmequellen suchen müssen – für drei von uns war tag eins im letzten Jahr der einzige Arbeitgeber. 

Am 23. Oktober, dem Montag nach dem Ende unserer Kampagne, wird sich das Gründungsteam zusammensetzen und diskutieren, welche Schlüsse wir ziehen und wie es für uns weitergeht. Es ist alles drin: Von der geordneten Insolvenz über ein tag eins mit Werbung bis hin zu einem Neustart als Blog – alle Ideen kommen auf den Tisch. Hast du einen Vorschlag? Dann her damit.

Was wir jedenfalls garantieren können: Dein Mitgliedsbeitrag fließt in guten Journalismus.

Besteht noch Hoffnung für tag eins?

JA! Es ist eine Sportinterview-Klischee-Antwort, aber: Aufgegeben wird nur ein Brief. Die Grundpfeiler von tag eins stimmen: digitaler Qualitätsjournalismus, tiefgründige Informationen, konstruktiver Journalismus, Finanzierung durch Leser*innen.

Leider ist die Zahlungsbereitschaft für Onlinejournalismus in Österreich im internationalen Vergleich niedrig, die Inflation dafür sehr hoch. Aber du kannst mit 8,25 Euro pro Monat dazu beitragen, dass tag eins überlebt – bis zum 20. Oktober um Mitternacht ist es nicht vorbei.

Diese Recherche haben die Mitglieder von tag eins ermöglicht. Werde Mitglied, wenn du unabhängigen Journalismus ermöglichen willst.

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