Wird KI deinen Job vernichten? Jein.
Wird dieser Löwe seinen Job aufgrund von KI verlieren? Falls er in der Buchhaltung arbeitet vielleicht schon. Bild: Knopp-Pictures / Generiert mit KI / Adobe Stock 
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Elisabeth Oberndorfer
Kolumnistin

Wird KI deinen Job vernichten? Jein.

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz wird Prognosen zufolge viele Tätigkeitsfelder obsolet machen, aber auch viele neue schaffen. Warum wir nicht nur über Regulierungen, sondern auch über Bildung sprechen müssen, erklärt unsere Kolumnistin Elisabeth Oberndorfer.

Welch einen Unterschied drei Jahre machen können. Im Future of Jobs Report 2020 prognostizierte das World Economic Forum, dass bis 2025 durch Künstliche Intelligenz 85 Millionen Jobs wegfallen werden, während 97 Millionen neue Jobs entstehen würden.

In der neuesten Ausgabe der Studie, die im Mai veröffentlicht wurde, geht das WEF nicht mehr von einem Wachstum aus: Bis 2027 sollen aufgrund der KI-Adaption 69 Millionen Jobs entstehen, aber 83 Millionen wegfallen – ein Verlust von 14 Millionen Arbeitsplätzen. Auch wenn die WEF-Studie auf den ersten Blick einen drastischen Einschnitt für den Arbeitsmarkt darstellt, so rechnen die Studienautor*innen insgesamt mit einem Zuwachs an Jobs:___STEADY_PAYWALL___Klimatechnologien und Cybersicherheit werden demnach viele Arbeitsplätze schaffen, aber auch Künstliche Intelligenz selbst bedarf vieler Fachkräfte in der Entwicklung. Abseits vom Technologiesektor sind laut dem Jobs Report Landwirtschaft und Bildung die Bereiche mit dem größten Job-Wachstum. Und auch wenn autonome Fahrtechnologien voranschreiten, so sind Lkw- und Busfahrer*innen sehr gefragt. Aber welche Jobs fallen durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz weg? Büro- und Sekretariatstätigkeiten sowie Buchhaltung werden den Prognosen zufolge am stärksten betroffen sein.

Wofür braucht man menschliche Arbeitskraft?

Zwei Drittel aller Berufe könnten zumindest teilweise durch KI automatisiert werden, prognostiziert eine aktuelle Studie von Goldman Sachs Research. Wie das WEF halten die Forscher*innen dabei fest, dass diese Revolution insgesamt mehr neue Jobs schaffen wird. 85 Prozent des Jobwachstums der vergangenen 80 Jahre sei auf technologiegetriebene Berufsfelder zurückzuführen. Aus der Prognose geht außerdem hervor, dass KI-Anwendungen in Zukunft unsere Arbeit eher ergänzen als ersetzen.

Welche Fähigkeiten sind dann noch gefragt? Auf Platz eins der Top Skills befindet sich im WEF-Report kreatives Denken, gefolgt von analytischem Denken und technologischer Kompetenz. Auf Platz vier: Neugierde und lebenslanges Lernen. Und das ist der zentrale Punkt in der Diskussion um die Zukunft der Arbeit: Wenn wir vermeiden wollen, dass Künstliche Intelligenz uns überrumpelt, ersetzt und beherrscht, dann müssen wir sie mitgestalten. Was wir jetzt tun können: überlegen, wie neue Technologien unsere Berufe verändern oder verbessern werden, und entsprechend handeln. So könnte man die Tätigkeitsfelder identifizieren, die jetzt oder in Zukunft automatisiert werden könnten – und jene, die menschliche Arbeitskraft voraussetzen. Unternehmen brauchen natürlich Zeit und Ressourcen, um dies herauszufinden und eine Strategie für die Zukunft zu erarbeiten.

KI auf den Lehrplan

Unser Arbeitsalltag hat vor 20 Jahren anders ausgesehen als heute, und allein in den vergangenen drei Jahren haben sich die Strukturen massiv verändert. Wo früher Fernarbeit kaum denkbar war, ist heute das Home Office akzeptiert, die Berufswelt ist flexibler geworden. Diese Flexibilität werden wir in den nächsten Jahren brauchen, um eine nachhaltige Berufswelt zu schaffen. Natürlich braucht es dafür nicht nur die persönliche Motivation, dazuzulernen. Es braucht die rechtlichen Rahmenbedingungen und vor allem das entsprechende Bildungsangebot. Als erste Maßnahme könnte Künstliche Intelligenz explizit in den Lehrplan für digitale Grundbildung an österreichischen Schulen aufgenommen werden. Wie Lehrpersonal mit Künstlicher Intelligenz umgehen sollte, hat die EU-Kommission im Oktober 2022 mit neuen Richtlinien definiert. Damit soll das Potenzial von KI-Anwendungen im Unterricht vermittelt, aber auch für Risiken sensibilisiert werden. Im akademischen Bereich gilt die Johannes-Kepler-Universität Linz mit einem Artificial-Intelligence-Studium als Vorreiter.

Beim Thema Künstliche Intelligenz sprechen die Regierungen und die EU aktuell vor allem über Regulierungen. Diese sind notwendig, um eine Zukunft mit vertrauenswürdigen, nicht diskriminierenden Tools sicherzustellen. Mindestens so viel sollte aber auch über die Bildung dafür gesprochen werden: in Schulen, in der Berufsaus- und -weiterbildung sowie in der Medienkompetenz auf individueller Ebene. Die Maschinen brauchen uns Menschen, um arbeiten zu können, das sollten wir bei all dem KI-Pessimismus als Chance für unsere Gesellschaft sehen.




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