Verschwörungssender Auf1 verliert Bankkonto in Ungarn
Auf1 betrauert den Verlust des Kontos und ruft zur Rettung auf. Screenshot: Instagram/Auf1
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Markus Sulzbacher
Reporter

Verschwörungssender Auf1 verliert Bankkonto in Ungarn

„Vor den geplanten neuen Krisen soll Auf1 vernichtet werden“, heißt es auf der Webseite des rechtsextremen Verschwörungssenders Auf1. Tatsächlich läuft es für Auf1 nicht gerade rund. Zum einen wurde ein Spendenkonto in Ungarn gekündigt, zum anderen droht der Verlust der Gemeinnützigkeit.

Auf1 betrauert den Verlust des Kontos und ruft zur Rettung auf. Screenshot: Instagram/Auf1

Der Verlust des Kontos vor wenigen Wochen hat Auf1 überrascht. Denn bei der ungarischen MBH-Bank habe man sich sicher gefühlt, wie Auf1-Generalsekretär Andreas Retschitzegger in einem Video erklärt. Die MBH-Bank ist Ungarns zweitgrößte Bank, größter Anteilseigner ist Ungarns reichster Mann, Lőrinc Mészáros, ein langjähriger Freund von Premierminister Viktor Orbán. Auch der Staat Ungarn ist beteiligt und Viktor Orbán gab Auf1 im vergangenen Jahr ein Interview.

Retschitzegger gibt der „Bankenmafia“ die Schuld für die Kündigung. Tatsächlich wollen Banken offensichtlich mit dem vom österreichischen Verfassungsschutz als „rechtsextrem“ eingestuften Online-Sender nichts zu tun haben. Es war die neunte Kontokündigung. Auf tag eins-Anfrage will der Bankenverband dazu nichts sagen.
Rechtsextreme und rechtsextreme Propaganda-Plattformen verlieren in Österreich und anderen EU-Staaten regelmäßig ihre Bankkonten, über die sie Spenden sammeln. Auslöser sind oftmals Hinweise von Antifaschist*innen, die Banken über ihre Kundschaft aufklären. Die FPÖ tritt vehement gegen dieses „Debanking“ auf, wie die gescheiterten Regierungsverhandlungen mit der ÖVP zeigten. Die Partei wollte es verbieten.

Auf1 wurde 2021 gegründet und hat sich als Sprachrohr der Proteste gegen die Maßnahmen der Eindämmung der Pandemie einen Namen gemacht. Neben FPÖ-Politikerinnen, bekommen auch Verschwörungstheoretiker*innen und Obskurant*innen bei Auf1 ein Forum. Besonders fällt Auf1 mit Horrorstorys über Impfungen und der Verbreitung von Verschwörungserzählungen auf. Dabei gilt, nichts ist Auf1 zu steil.

Neben dem Verlust des Kontos könnte Auf1 der Status der Gemeinnützigkeit entzogen werden, wie der FALTER und der Medienwatchblog Kobuk zuerst berichteten. Der Grund dafür ist eine neue Richtlinie des Finanzministeriums, die festlegt: „Die Verbreitung von Desinformation, Fake News und Propaganda gilt in keinem Fall als gemeinnützig.“

Autor*in: Markus Sulzbacher

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