

Die andere Seite des Hasses: Linker Antisemitismus erstarkt
Erstmals hat die Meldestelle Antisemitismus mehr antisemitische Vorfälle mit linkem als mit rechtem Hintergrund in Österreich dokumentiert.
Nur wenige Waffen besitzen eine so markante Form wie das Sturmgewehr 77 (StG 77) der oberösterreichischen Waffenfirma Steyr Arms. Das Gewehr fällt auf. So auch am vergangenen Samstag, als der Israeli-Österreicher Tal Shoham freigelassen wurde, der am 7. Oktober 2023 von der Hamas verschleppt wurde. Während Shoham an das Rote Kreuz übergeben wurde, war ein Hamas-Mann zu sehen, wie er mit einem StG 77 posierte. Fotos und Videos von diesem Auftritt sind in diversen sozialen Netzwerken zu sehen.
Wie die Waffen in die Hände der Hamas gelangt sind, ist unklar. Über legale Wege jedenfalls nicht. „Wir können definitiv ausschließen, dass die Hamas oder mit dieser verbundene Unternehmen oder Gruppen beliefert wurden“, sagt ein Sprecher von Steyr Arms dazu auf Anfrage. Und er betont, dass der Hersteller keine Verantwortung dafür trage, wenn jemand ein Produkt stiehlt oder raubt. Dem Unternehmen war bisher nicht bekannt, dass die Hamas über StG 77-Gewehre verfügt.
Naheliegend wäre, dass die islamistische Terrororganisation die Gewehre von ihren Verbündeten bekommen hat – und zwar von jemenitischen Huthis, die über eine beachtliche Zahl der Steyr-Gewehre verfügen. Diese stammen vermutlich aus Saudi-Arabien. Steyr Arms hat dorthin in den 1980er Jahren 20.000 Stück verkauft. Völlig legal, mit dem OK der Regierung, jedoch mit der Auflage, diese Waffen nicht weiterzugeben. Saudi-Arabien hat sich offensichtlich nicht daran gehalten.
Im Kampf gegen die Huthis im benachbarten Jemen rüstete Saudi-Arabien seine Verbündeten mit österreichischen Waffen aus. Nach Kämpfen gelangten diese vermutlich in die Hände der mit dem Iran verzahnten Huthis. Medienberichten zufolge soll Saudi-Arabien die Waffen sogar per Fallschirm über dem Jemen abgeworfen haben. Fest steht, dass das StG 77 dort zunehmend auf dem Schwarzmarkt auftauchte. Laut einem Artikel der Presse aus dem Jahr 2016 wurde es dort zu einem Spottpreis angeboten: Mit 2.500 Dollar kostete die österreichische Waffe kaum mehr als eine Kalaschnikow.
So ist es nicht verwunderlich, dass das Steyr-Gewehr auch im syrischen Bürgerkrieg auftauchte. Die Terrormiliz „Islamischer Staat“ setzte Steyr-Gewehre etwa bei einem auf Video dokumentierten Massaker ein. Auch andere österreichische Waffen wurden in Syrien und Irak auf Schwarzmärkten gehandelt.
Schon kurz nach dem Terrorüberfall am 7. Oktober waren (vermutlich) österreichische Waffen in den Händen der Hamas ein Thema. Die Terroristen besitzen das Scharfschützengewehr ‚HS. 50‘ von Steyr Arms, vermuteten israelische Sicherheitsexperten. Laut Steyr-Arms könnte es sich bei den Waffen jedoch um Kopien handeln. „Die Herstellung von Repetiergewehren ist grundsätzlich keine Schwierigkeit und Plagiate unserer Produkte, welche natürlich qualitativ nicht vergleichbar sind, gibt es zahlreiche, insbesondere auch im Nahen Osten“, sagte der Geschäftsführer von Steyr Arms, Oliver Bauer, damals auf Anfrage.
Das für Waffenexporte zuständige Innenministerium sagte in der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage dazu ebenfalls wenig. Es wurden zwar Ermittlungsschritte eingeleitet, aber „substantielle Hinweise eines Verstoßes gegen das Kriegsmaterialgesetzes liegen im gegebenen Zusammenhang derzeit nicht vor.“
Vor zwei Jahrzehnten sind jedenfalls 800 dieser Scharfschützengewehre nach der Bewilligung der damaligen Bundesregierung – Kanzler war Wolfgang Schüssel (ÖVP) – an den Iran verkauft worden. Dem engsten Verbündeten der Hamas und schon damals der Todfeind Israels. „Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Waffen aus Österreich in Kriegsgebieten zum Einsatz kommen“, heißt es seitens des Innenministeriums.
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