Der Internationale Gerichtshof, internationale Organisationen und viele Regierungen bezeichnen diejenigen Gebiete unter israelischer Kontrolle als besetzt, die außerhalb der Waffenstillstandslinien von 1949 liegen. Heute betrifft das noch das nach dem Sechstagekrieg 1967 besetzte Westjordanland. Dort leben die Palästinenser*innen unter Militärrecht, die jüdischen Siedler*innen dagegen fallen unter ziviles Recht. Palästinenser*innen können also von israelischen Soldat*innen angehalten, kontrolliert und verhaftet werden.
Die Golanhöhen und Ostjerusalem sind sogar formal annektiert. Damit erhebt Israel einen permanenten Anspruch auf diese Gebiete; die Besetzung des Westjordanlandes hingegen ist zumindest per Definition ein temporärer Zustand.
Der Gazastreifen wurde im Jahre 2005 mit dem einseitigen Abkoppelungsplan unter dem damaligen Ministerpräsidenten Ariel Scharon von israelischen Siedlungen und Militärstützpunkten geräumt. Der Plan stieß bei Israelis, vor allem bei den Siedler*innen, auf heftigen Widerstand. Bilder von Soldat*innen, die ihre Landsleute aus ihren Häusern trugen, und Bulldozern, die Häuser zerstörten, gingen um die Welt.
Heute kontrolliert Israel die Grenzübergänge zwischen Israel und Gaza, den Luft- und den Seeweg. Den Übergang zwischen Gaza und Ägypten kontrolliert Ägypten. Sowohl nach Israel als auch nach Ägypten konnten Menschen aus dem Gazastreifen seit dem Wahlsieg der Hamas 2006 nur mit Genehmigung und langen Wartezeiten einreisen. Seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober sind alle Grenzübergänge zum Gazastreifen komplett geschlossen. Ägypten hält seinen Übergang geschlossen, weil es befürchtet, dass Israel den Gazastreifen einnehmen könnte, wenn alle Menschen aus dem Küstenstreifen fliehen. Geflüchtete könnten außerdem Ägyptens wirtschaftliche Probleme verstärken – und mit dem Zulauf militanter Hamas-Anhänger*innen aus dem Gazastreifen könnte sich auch die Sicherheitslage im Land verschärfen, vor allem auf der Sinai-Halbinsel, einem Rückzugsort für militanter Islamist*innen.