Theresa Öllinger (23) vertritt dieses Jahr als Teil der österreichischen Delegation die Jugend auf der Weltklimakonferenz COP29 in Baku, Aserbaidschan. Sie studiert Umwelt- und Bioressourcenmanagement auf der BOKU in Wien.
Die Vollversion des Interviews (inklusive zusätzlicher Informationen über die COP-Teilnahme der Taliban) kannst du dir als Audioversion hier anhören:
Als Jugenddelegierte verfolgen wir die Verhandlungen auf der Weltklimakonferenz, die gerade in Baku in Aserbaidschan stattfindet ganz genau und berichten dann an die Jugend in Österreich zurück, was da so passiert.
Wir als Jugenddelegierte sind Teil der österreichischen Delegation und können zu den Verhandlungen mitgehen. Es gibt natürlich auch bestimmte Verhandlungsräume, in die wir keinen Einblick haben. Aber wir sind vor Ort. Wir tauschen uns mit den Verhandler*innen zu den Themen aus. Und wir bemühen uns natürlich, die Stimme der Jugend zu vertreten und den Verhandler*innen unsere Position näher zu bringen.
Ja. Solche Prozesse sind natürlich immer kompliziert. Es gibt bei diesen Konferenzen ein Konsens-Prinzip. Das heißt, wenn man zu einer Entscheidung kommt, müssen wirklich alle Staaten, die teilnehmen, damit übereinstimmen. Ich glaube, dadurch gibt es oft weniger ambitionierte Ausgänge, als man gerne hätte. Aber es ist auf jeden Fall wichtig, dass wir als Jugend vor Ort sind und auch unsere Stimme einbringen.
Die COP29 findet in einer sehr kritischen Zeitphase statt. Es gibt jetzt Berichte von Copernicus, dass jetzt das 1,5-Grad-Limit erstmals überschritten worden ist. Die COP findet knapp nach der Wiederwahl von Trump ins Weiße Haus statt, der ja schon gesagt hat, er möchte die USA aus dem Paris Agreement rausnehmen bzw. aus der Klima-Rahmen-Konvention aussteigen.
Für uns heißt das aber nicht, dass die Konferenz jetzt unwichtig ist, sondern dass es umso wichtiger ist, dass man sich trifft und über Klima und Maßnahmen redet. Deswegen waren wir auch bis zum gewissen Grad enttäuscht, dass so viele europäische Staatsoberhäupter nicht zur Konferenz kommen.
Also grundsätzlich ist es so, dass wir sehr wenig Einfluss drauf haben, wo die COP stattfindet. Es geht nach einem UN-Ländergruppen-Rotationsprinzip. Das heißt, dieses Jahr war die osteuropäische Ländergruppe dran, wo man sich dann im Endeffekt auf Aserbaidschan geeinigt hat.
Es ist wichtig, dass man die COP jetzt nicht deswegen boykottiert, sondern dass man diese Plattform, die auf einer COP gegeben ist und diese zwei Wochen, wo die ganze Welt auf Klimathemen schaut, nutzt und wirklich ambitionierte Lösungen vorwärtsbringt.
Wir haben das auch letztes Jahr in Dubai gesehen. Da ist der Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen das erste Mal in einer COP-Entscheidung wörtlich erwähnt worden. Man merkt, es kann auch in autoritären und fossilen Staaten gelingen, dass man solche Entscheidungen in COP-Erklärungen drinnen hat.
Ja, sonst wäre ich nicht da. Ich glaube, es gibt Hoffnung. Ich glaube, dass gerade das Klimafinanzierungsziel auch sehr viel Hoffnung für Länder des globalen Südens bedeuten kann, die wirklich stark betroffen sind und auf dieses Geld angewiesen sind.
Und ich hoffe wirklich darauf, dass die EU oder generell Länder, die historisch hohe Emissionen haben, sich dafür einsetzen und Climate-Leadership zeigen.
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