Am Sonntag diskutiert sie im ORF bei „Im Zentrum“ über Politik als Charakterfrage, am Montag analysiert sie bei „Wild Umstritten“ auf Puls24 die TV-Duelle, am Dienstag tritt sie zum Duell mit Andreas Mölzer bei Krone TV an. Drei Talks in drei Tagen ist selbst für sie viel, aber nicht außergewöhnlich. Eva Glawischnig, die ehemalige Vorsitzende der Grünen, ist bei politischen Diskussionssendungen omnipräsent und damit so etwas wie das Gesicht eines boomenden Fernsehgenres.
Im ersten Halbjahr 2024 war Glawischnig 45 Mal oder circa zweimal pro Woche zu Gast in Polit-Talkshows im österreichischen Fernsehen – keine andere Person wurde öfter eingeladen. „Nachdem ich lange abstinent war und überhaupt keine Anfragen angenommen habe, machen mir Medienauftritte jetzt wieder Spaß“, sagt Eva Glawischnig. „Ich finde, es ist wichtig – gerade auch bei der Krone – eine andere, linksliberale Sichtweise hineinzubringen.“
Glawischnig liegt damit eigentlich nicht im Trend. Denn im ersten Halbjahr 2024 waren nur 32 Prozent der Gäste in Polit-Talkshows in Österreich Frauen, 68 Prozent der Diskussionsteilnehmer*innen und Interview-Gäste waren Männern – bei den Moderator*innen ist das Verhältnis fast umgekehrt. Hier sind Frauen mit rund 59 Prozent in der Mehrheit.
Auch 2024 ist der Diskurs also männlich geprägt. Das zeigt eine Auswertung von tag eins in Kooperation mit dem Internetaktivisten Mario Zechner (die unbereinigten aktuellen Daten kann man hier herunterladen). Dafür wurden die Gästelisten von 23 mehr oder weniger regelmäßigen Diskussionssendungen und Interviewformaten – von ORF bis Krone TV, von Servus TV bis Kurier TV – erstmals umfassend ausgewertet.
Doch warum sind Frauen auch 2024 trotz scheinbar steigendem Bewusstsein im Diskurs noch immer unterrepräsentiert? „Wir achten auf Ausgewogenheit in der Zusammenstellung unserer Diskussionsrunden. Wir machen keine All-Male-Panels, außer äußere Umstände lassen es nicht anders zu“, sagt der Pressesprecher Uwe Blümel über die Formate bei ATV und Puls4. Die Politik sowie der Innenpolitik-Journalismus seien aber nach wie vor ein männlich dominierter Bereich. „4 von 5 Generalsekretär*innen sind Männer. 3 von 5 Klubobleuten sind Männer“, sagt Blümel. „Wenn wir eine Runde der Sicherheitssprecher der Parlamentsparteien machen und alle Sicherheitssprecher männlich sind, ist es schwer, hier auf eine Frauenquote zu achten.“ Das unterlegen auch die Zahlen: Unter den Gästen, die sich als Politker*innen oder Ex-Politiker*innen subsumieren lassen, ist der Männeranteil mit 71 Prozent noch höher als der Durchschnitt.
Dass der politische Diskurs nun mal männlich geprägt ist, ist aber nur ein Teil der Wahrheit. Barbara Tóth, Politik-Journalistin beim Falter und selbst 12 Mal Diskussionsteilnehmerin laut unserer Auswertung, vermutet eine Verantwortung bei den Sendern: „Solche Talks werden oft abends oder am Wochenende aufgezeichnet. Frauen fällt es deshalb vielleicht aufgrund von Care-Arbeit schwerer hinzugehen.“ Auch würden Frauen – vor allem wenn sie als links eingestuft werden – , so Tóth, nach Auftritten mit Schmähungen, Hass und Sexismus konfrontiert werden. Viele Frauen würden sich das verständlicherweise nicht antun wollen.
Für die Datenauswertung wurden zunächst automatisierte Webseiten sowie Podcast-Feeds gescrapt (ausgelesen) und händisch mit Hilfe von Pressemitteilungen und dem Fernsehprogramm nachbearbeitet. Die Geschlechterzuordnung erfolgte redaktionell an Hand des Vornamens.
Ausgewertet wurden die Diskussionssendungen „Der Talk“, „Die Woche“ (beides ATV), „Club3 - der Politik-Talk“, „RAINER NOWAK der Talk“ (beides Krone), „Checkpoint“ (KurierTV), „3 Am Runden Tisch“, „Die Runde“, „Im Zentrum“, „Runder Tisch“ (alle ORF2), „Dialogforum“, „Runde der ChefredakteurInnen“, „Streitzeit“, „zur Sache“ (alle ORF3), „Pro und Contra“, „WILD UMSTRITTEN“ (beide Puls24), „Links. Rechts. Mitte“ – „Duell der Meinungsmacher“, „Talk im Hangar-7“ (beide ServusTV) sowie die Formate mit gleicher Besetzung „Das Duell“ (Krone) und „XY vs. XY“ (oe24.tv) sowie die Interviewformate „Milborn“ (Puls24), „PRESSESTUNDE“, REPORT-Interviews und ZIB2-Interviews (alles ORF2).
Neben den Moderator*innen ist nur eine einzige Gruppe an Diskussionsteilnehmer*innen mehrheitlich weiblich: 52 Prozent der Journalist*innen in TV-Talks sind Frauen. Auch Barbara Tóth hat den Eindruck, dass ihr Geschlecht bei Einladungen eine Rolle spielt: „Rein männliche Runden gehen nicht mehr, deshalb muss zumindest eine Frau im Studio sitzen“, sagt sie. „Die Presse“-Journalistin Anna Wallner (6 Mal Fernsehgast) vermutet, dass „den Sendungsmachern längst klar ist, dass sie keine reinen Männerrunden mehr machen können und sie deshalb bewusst nach Diskutantinnen suchen müssen. Ich finde das richtig.“
Die Datenanalyse zeigt: In den sechs Monaten waren 1621 Menschen zu Gast im Fernsehen – meistens jedoch dieselben. Insgesamt 676 unterschiedliche Menschen diskutierten im Fernsehen, allerdings reichten 23 Menschen für ein Viertel (425) aller Auftritte. Neben Eva Glawischnig waren vor allem andere Ex-Politiker*innen (etwa Andreas Mölzer, Peter Westenthaler, Gerald Grosz oder Andrea Kdolsky) besonders oft zu sehen. Um korrekt zu sein: Einen Löwenanteil dieser Auftritte sind Crash-Talk-Formate bei Krone- und OE24-TV, die Woche für Woche die gleichen Kommentator*innen gebucht haben. Doch selbst wenn man die Duelle Glawischnig vs. Mölzer, Grosz vs. Bohrn Mena und so weiter abzieht, bleibt dieselbe Person als häufigster Gast: Eva Glawischnig.
Nachdem sie aus gesundheitlichen Gründen aus der Politik ausschied, heuerte Glawischnig überraschend beim Wettanbieter Novomatic an. Seit drei Jahren ist die Kärntnerin selbstständig, sie berät Unternehmen im Bereich Nachhaltigkeit und coacht weibliche Führungskräfte. Seit einiger Zeit ist sie auch viel präsenter in den Medien. „Als Ein-Personen-Unternehmerin arbeite ich oft alleine an meinem Laptop und da merke ich, dass es mich fit hält, mich mit aktuellen Themen in Fernsehdiskussionen auseinandersetzen zu müssen“, sagt Glawischnig.
Einen anderen Grund liefert die ehemalige Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky (20 Mal Gast), die wöchentlich bei OE24 gemeinsam mit dem Meinungsforscher Bernhard Heinzlmaier die aktuellen Politik-Ereignisse diskutiert: „Der Marktwert bleibt, der Name bleibt im Gespräch. Ich habe eine Unternehmensberatungsagentur, da sind Fernsehauftritte Marketing. Man muss bekannt bleiben.“ Unter den beliebten Fernsehgästen tummeln sich viele Unternehmens-, Strategie-, Politik-, und Kommunikationsberater*innen.
23 mehr oder weniger regelmäßige Sendungen gibt es im Fernsehen, in denen Gäste diskutieren bzw. interviewt werden – für diese Datenauswertung wurden die klassischen Wahlkonfrontationssendungen zwischen den Spitzenkandidat*innen ausgeklammert. „Es ist ein österreichisches Spezifikum, dass seit den 00er-Jahren die Zahl der TV-Wahldiskussionen exponentiell zugenommen hat. Wir sind es in Österreich gewohnt, dass es politische Auseinandersetzungen im Fernsehen gibt“, sagt der Kommunikationswissenschaftler Jakob-Moritz Eberl von der Universität Wien. Ein Trend, der sich auch bei den Sommergesprächen und TV-Konfrontationen im Hinblick auf die Nationalratswahl fortsetzt; derzeit gibt es laut „Standard“ ein Gerangel aller Sender darum, die Parteivorsitzenden möglichst oft und lange zu bekommen.
Seit einigen Jahren setzten die Privatsender gezielt auf Nachrichten und politische Auseinandersetzung und gleichzeitig forcieren die Zeitungen Video – einerseits über Onlineausspielwege, aber auch über Kabelfernsehen. „Ich habe den Eindruck, dass der Druck der Privaten mit ihren neuen Formaten auch den ORF dazu gebracht haben, seine Talk-Flaggschiffe aufzufrischen. Das ist gut“, sagt Tóth. Vor allem ORF3 startete in letzter Zeit viele neue Formate wie „Streitzeit“ oder „zur Sache“.
Bisher fahren alle gut damit: Für politischen Talk gibt es ein Publikum; Puls 24 und ATV zeigen sich mit dem Zuschauerinteresse sehr zufrieden. „Die Leute nutzen unser Angebot mehr, als ich es für möglich gehalten habe“, sagt Werner Sejka, der Moderator des Puls24-Talks „Wild Umstritten“.
„Ich glaube schon, dass es bei dem einen oder anderen Gast eine Art Übersättigung gibt“, sagt Werner Sejka auch. „Frau Glawischnig war gar nicht so oft eingeplant, aber sie ist eine, die man anrufen kann, wenn uns jemand ausgefallen ist.“ Es solle aber nicht der Eindruck entstehen, dass Glawischnig nur als Notnagel angerufen werde, betont Puls-24-Hauptabendchefin Lisa Fritsch. Glawischnig sei immer top vorbereitet und liefere ab, das würden auch die Quoten beweisen.
Wer rhetorisch gut drauf ist, oft verfügbar und noch dazu bekannt ist, wird immer wieder eingeladen. „Es ist nicht leicht, die Vielzahl an Formaten in Österreich mit niveauvollen Themen und Gästen zu füllen – das Land ist einfach zu klein für so viel guten Talk“, meint auch Tóth.
Vermutlich würde es den Sendern aber helfen, etwas über den Tellerrand zu blicken: Die eingeladenen Journalist*innen arbeiten etwa durch die Bank bei Legacy-Medien; Podcaster*innen, Onlineschreiber*innen oder Social-Media-Journalist*innen kommen gar nicht vor.
Generell ist die Diversität unter den Diskutant*innen gering. Für diese Datenauswertung ist es unmöglich zu zählen, wie viel Diskussionsteilnehmer*innen mit sogenannten Migrationshintergrund vorkommen. Aber zur Illustration: Insgesamt 87 Mal war ein Andreas zu Gast; Muhammed, Elif oder Zoran kommen kein einziges Mal vor.
Da es sich um politische Talksendungen handelt, sind Politiker*innen und Personen aus dem Dunstfeld einer Partei mit 40 Prozent die größte Gruppe – gefolgt von Journalist*innen (20 Prozent) und Expert*innen (14 Prozent). Den Rest machen im wesentlichen Berater*innen (9 Prozent) und sogenannte Talking Heads (7 Prozent) aus – gemeint sind Menschen, bei denen nicht klar wird, welches Fachwissen sie zu einem Thema beitragen können.
Aber wie verändert die Häufung der politischen Diskussionen den Diskurs? Barbara Tóth meint, der Diskurs beschleunigt sich dadurch, wird aber auch vielfältiger. Persönlich nimmt sie an Talksendungen teil, wenn sie den Eindruck hat, es könnte eine bereichernde, konstruktive Diskussion werden – aber auch um den „Falter“ jenseits der üblichen Leserschaft bekannter zu machen.
Politischer Talk ist nicht gleich politischer Talk. Man muss unterscheiden zwischen Sendungen, die jede Woche versuchen ein inhaltliches Thema mit unterschiedlichen Expert*innen und Entscheider*innen zu diskutieren – wie etwa „Im Zentrum“ oder „Talk im Hangar 7“. Dahinter steckt erhebliche redaktionelle Arbeit. Am anderen Ende steht Crash-Talk ((c) Tóth) wie „Das Duell“ (Krone) oder die VS.-Konfrontationen (oe24), wo die abonnierten Kommentator*innen wöchentlich andere Themen besprechen. Dazwischen gibt es Formate wie „Wild Umstritten“ oder „Links.Rechts.Mitte.“, wo mit klarer Rollenverteilung Themen besprochen werden. Bei „Wild Umstritten“ werden beispielsweise die Gäste schon rund zwei Wochen vorher eingeladen, die Diskussionsthemen werden tagesaktuell am Nachmittag festgelegt. Dazu kommen relativ klassische Interview-Formate wie in der „ZiB2“ oder bei „Millborn“.
Auch der Anspruch von „Wild Umstritten“-Moderator Sejka ist es, den Diskurs breiter zu machen, weil uns Schwarz-Weiß-Denken in unserer komplexen Welt nicht mehr helfen würde.
Ob das gelingt, darf bezweifelt werden. Das Publikum schaut solche Sendungen aus Informations- oder Unterhaltungsinteresse. Wer aus Unterhaltungsgründen schaut, fühlt sich subjektiv danach laut dem Kommunikationswissenschaftler Eberl auch tatsächlich besser informiert.
Beim Informationsinteresse geht es aber eben nicht darum, sich vom besseren Argument oder der Gegenpositon überzeugen zu lassen. „Man schaut eher zu, um zu verstehen, wie andere die eigene Position argumentieren oder um zu sehen, wie Diskussionsteilnehmer*innen, die einem sympathisch sind oder die der präferierten politischen Partei nahestehen, ein bestimmtes Thema argumentieren“, sagt Eberl. Im Grunde ist es also eher wie eine Fußballübertragung, bei der man zu seinem Team hält.
Dass das Angebot an Gesprächssendungen, in den letzten Jahr so stark gestiegen ist, hat zu einem großen Teil auch mit den Kosten zu tun. „Eine 50-minütige Diskussion ist natürlich deutlich günstiger als eine 50-minütige Reportage“, sagt Blümel von Puls 4 und ATV. Talk is cheap, heißt ein amerikanisches Sprichwort. Aber Geld ist nicht der einzige Grund. Diskussionssendungen erlauben es, extrem schnell und flexibel auf aktuelle Ereignisse einzugehen; unterschiedliche Positionen lassen sich gut darstellen, Gegensätze herausarbeiten.
Den Trend zum Talk gibt es nicht nur im österreichischen Fernsehen. Im US-amerikanischen Fernsehen diskutieren Pundits (Deutsch: Expert*innen) stundenlang über Präsidentschaftskandidat*innen, Football oder Breaking News; abwertend wird immer wieder über Laber-Podcasts gesprochen, bei denen zwei mehr oder weniger wissende Personen über Gott und die Welt sprechen.
Aber warum schauen Menschen gerne anderen Menschen beim Reden zu? Eine wirklich befriedigende Antwort habe ich nicht gefunden. Es gibt ein Publikum für Diskussionen und politische Auseinandersetzung, aber es ist in jedem Fall nicht dasselbe Publikum über die verschiedenen Sender hinweg.
Kommunikationswissenschaftler Eberl hat im Rahmen der Corona-Pandemie erforscht, wie sich die Einstellung zur Impfung, zu Verschwörungstheorien und zu den Lockdowns im Publikum unterscheiden. Die Seher*innen von Diskussionssendungen bei ServusTV und Oe24.tv, sind impfskeptischer, glauben eher an Verschwörungsmythen und stehen den Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie kritisch gegenüber. Beim ORF-Publikum ist es umgekehrt. Im Vergleich zu Nicht-ORF-Nutzer*innen ist deren Anteil signifikant kleiner. Bei den anderen Sendern gab es keine statistisch signifikanten Unterschiede.
Unbeantwortet bleibt die Henne-Ei-Fragen: Kamen die Zuschauer*innen auf Grund ihrer Einstellung zu den TV-Sendern oder formten die Sendungen die Meinung des Publikum?
Solange die Nachfrage für Talk hoch bleibt, wird in jedem Fall auch das Angebot wachsen. Damit wächst aber auch ein ethisches Dilemma: Sollen Fernsehsender den Diskussionsteilnehmer*innen ein Honorar zahlen? Im deutschsprachigen Qualitätsjournalismus ist es eigentlich üblich, dem Interviewten kein Geld zu zahlen, Ausnahmen bestätigen die Regel.
Umgekehrt ist die Teilnahme an Talksendungen aber natürlich ein Aufwand: Für Vorbereitung, An- und Anfahrt, Maske sowie Sendung gehen mindestens drei Stunden drauf; muss man anreisen, auch mehr. Oft sind die Aufzeichnungen abends oder sonntags.
„Es ist mittlerweile üblich, dass im österreichischen Privat-TV Aufwandsentschädigungen und Spesen gezahlt werden“, sagt Tóth. „Ich finde das in Ordnung, weil es zum einen ein Arbeitsaufwand für die Eingeladene ist, zum anderen Expert*innen dort auch eine Leistung (in Form von Content) für die Sendefläche liefern.“
Wenn es eigentlich (fast) alle aus guten Gründen tun, sollte man hier transparenter sein – auch dem Publikum zu liebe. Sonst bekommt man die Rechnung wie die frisch gewählte EU-Parlamentarierin Lena Schilling vergangene Woche: In der Transparenz-Erklärung des EU-Parlaments gab Schilling an, 400 Euro Honorar vom Sender Puls4 pro TV Diskussion in ihrer Zeit als Aktivistin erhalten zu haben. Angeblich ja sehr üblich, sorgt aber trotzdem für Schlagzeilen: „Lena Schilling kassierte für Polit-Auftritte im TV Geld.“
Der ORF zahlt auf Anfrage seinen Gästen - mit Ausnahme von Peter Filzmaier – keine Honorare. „An Politiker:innen zahlen wir natürlich nichts“, sagt Blümel für Puls24 und ATV. „Wir zahlen im Einzelfall Aufwandsentschädigungen.“ Von 300 Euro plus Taxirechnung hört man. Für das Publikum, aber selbst für Diskussionsteilnehmer*innen, ist aber oft unklar, wer in der Runde ein Honorar bekommt und wie hoch es ist. „Da gibt es überhaupt keine Linie, das sind alles Einzelverhandlungen“, sagt Kdolsky. Auch bei „Maybrit Illner“, „Hart aber fair“ oder „Markus Lanz“ in Deutschland gibt es Honorare für Gäste; man nennt sie auch dort lieber Aufwandsentschädigungen.
Diskussionsteilnehmer*innen zu bezahlen ist nicht unanständig. Der Sender will schließlich mit seinem Programm auch Geld verdienen, Expert*innen und Journalist*innen haben für ihr Fachwissen hart gearbeitet. Selbst Honorare für Aufritte von Politiker*innen wären okay. Wenn man ehrlich ist, erwartet man von ihnen ja deshalb kostenlose Auftritte, weil sie ihre Agenda ins Fernsehen bringen wollen. Unanständig ist es jedoch, wie intransparent hier die Sender agieren. Als Zuschauer*in sollte mir klar sehr, ob eine Aktivistin für ihren Auftritt bezahlt wird.
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