Nahezu unsichtbar
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Johannes Greß
Reporter

Nahezu unsichtbar

Tausende Menschen bieten in Österreich online ihre Dienste auf Reinigungsplattformen an. Das drängt vor allem migrantische Frauen in prekäre Arbeitsverhältnisse. Der Journalist Johannes Greß schreibt darüber in seinem neuen Buch „Ausbeutung auf Bestellung“. Ein Auszug.


Stolz nimmt Anuya den Bund mit einem guten Dutzend Schlüsseln aus ihrer Tasche und legt ihn auf den Tisch. „Die Leute vertrauen mir“, sagt sie und zählt ihre namhaftesten Kund*innen auf: Anwälte, Diplomatinnen, Universitätsprofessoren, Ärztinnen. Dass sie illegal im Land lebt und unangemeldet arbeitet, weder Bankverbindung noch Meldezettel hat, störe die wenigsten. 

Als ich Anuya im Sommer 2023 treffe, ist sie Anfang 30. Sie ist in Indien geboren und lebt seit rund zehn Jahren in Wien. Ihre erste Bekanntschaft mit Österreich macht sie am Flughafen Wien-Schwechat. Unfreiwillig. Sie will dort nur zwischenstoppen und weiter in ihre Heimat fliegen. Die Behörden halten sie auf. 43 Tage verbringt sie im Polizei-Anhaltzentrum in Wien-Schwechat. Die Fotos davon hat sie noch heute auf ihrem Handy. Anschließend wird sie ins Erstaufnah-mezentrum in Traiskirchen überstellt, wo sie kurze Zeit später Reißaus nimmt und nach Wien fährt. 

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Seither lebt sie in einem Dazwischen. Mehrere Male habe sie es auf dem offiziellen Weg versucht, habe Sprachkurse absolviert, ein Gewerbe angemeldet und sei an Formalitäten, Behörden, Gesetzen gescheitert. Schließlich gibt sie auf. Wenn sie von ihrer Vergangenheit erzählt, wirkt Anuya wie eine Frau, die nichts im Leben aufhalten kann. An den österreichischen Einwanderungsbehörden ist sie gescheitert.

Menschen wie Anuya, die ihre Dienste online auf Reinigungsplattformen anbieten, um irgendwie über die Runden zu kommen, gibt es in Österreich zu Tausenden. Meist sind es Frauen mit Migrationsgeschichte.

Geblieben ist sie trotzdem. Zum Zeitpunkt unseres Gesprächs lebt sie seit drei Jahren ohne Papiere in Österreich, ohne Meldeadresse, ohne Bankkonto. Ihr Geld verdient sie mit Reinigungsaufträgen, die sie über haushaltshilfe24.at lukriert. Die Plattform vermittelt Reinigungskräfte an Kund*innen und vice versa und ist eine Marke der Schweizer Lemonfrog AG, die laut eigenen Angaben „17 Vermittlungsplattformen in den Bereichen Haushaltshilfe, Betreuung und Dating“ betreibt. Insgesamt verzeichnet sie laut eigenen Angaben (Stand März 2024) zwei Millionen registrierte Nutzer*innen in vier Ländern. Auch die österreichischen Portale nachhilfen24.at und singlemitkind.at gehören zum Portfolio des Schweizer Unternehmens. Nach eigener Darstellung sind auf haushaltshilfe24.at 60.000 Haushaltshilfen registriert. 

„Ich achte sehr auf mich“, bekräftigt Anuya. Sie mache jeden Tag Sport und habe einen Schmerzmittelvorrat angelegt. Der Grund: Kann sie krankheitsbedingt nicht arbeiten, verdient sich nichts. Schon jetzt reicht das Geld kaum zum Leben. 

Menschen wie Anuya, die ihre Dienste online auf Reinigungsplattformen anbieten, um irgendwie über die Runden zu kommen, gibt es in Österreich zu Tausenden. Meist sind es Frauen mit Migrationsgeschichte, die über Websites wie haushaltshilfe24.at oder betreut.at angeheuert werden. Für acht bis 20 Euro pro Stunde schrubben, putzen und wischen sie die Behausungen berufstätiger junger Pärchen aus der oberen Mittelschicht, von Politiker*innen, Anwält*innen und Botschafter*innen. Die meisten Kund *innen teilen die Eigenschaft, dass sie am liebsten bar auf die Hand bezahlen. „Jedes Schriftl is a Giftl“, wie Ex-Bundeskanzler Julius Raab einst treffend feststellte. 

Migrant*innen schuften zu prekären Bedingungen, während Plattformbetreiber gutes Geld damit verdienen.

Die Plattformbetreiber verdienen ihr Geld mit Premium-Mitgliedschaften, die den Reinigungskräften und Haushalten Vorteile bringen, beispielsweise bessere Sichtbarkeit in den Suchergebnissen beziehungsweise die Möglichkeit, Reinigungskräfte direkt anzuschreiben. Anders als vergleichbare Portale verrechnen haushaltshilfe24.at und betreut.at für die Vermittlung keine Provision. Je nach Modell und Plattform kosten die Mitgliedschaften zwischen fünf und 40 Euro monatlich. Zahlen, wie viele Premium-User*innen auf ihren Seiten registriert sind, wollten beide Plattformen auf Nachfrage nicht nennen. 

Auf den ersten Blick ist das eine Win-Win-Win-Situation: Kund*innen, die sich ihre Wohnung günstig reinigen lassen können; Migrant*innen, die unkompliziert an Geld kommen und Unternehmen, die mit deren Vermittlung Geld verdienen. 

Meine Recherchen und die wenigen Studien, die es zum Thema gibt, legen nahe, dass es sich eher um eine Win-Win-Lose-Situation handelt – dass Migrant*innen zu prekären Bedingungen schuften, während Plattformbetreiber gutes Geld damit verdienen, dass sich Besserbetuchte für ein paar Euro pro Stunde das Porzellan polieren lassen. Meist scheint es sich bei der vermittelten Reinigungstätigkeit um Schwarzarbeit zu handeln, mutmaßlich in der Größenordnung von österreichweit mehr als zehntausend Personen. 

Flexibel und mit Sternchen 

Die Plattformen haushaltshilfe24.at und betreut.at sind übersichtlich aufgebaut. Interessent*innen geben ihre Postleitzahl, die Art der gesuchten Arbeit und den gewünschten Stundenlohn ein und die Suche liefert eine üppige Auswahl an Reinigungskräften. Für meinen Wohnort sind es im Sommer 2023 auf haushaltshilfe24.at im Umkreis von zehn Kilometern 921 Reinigungskräfte, die für durchschnittlich 14,23 Euro pro Stunde putzen würden. 

Ein gepflegter Online-Auftritt ist das A und O ihres wirtschaftlichen Erfolges. Auf ihren Profilen werben die Reinigungskräfte mit Schlagwörtern wie „flexibel“, „zuverlässig“ oder „erfahren“ um Aufträge, einige streichen ihre Kompetenzen als Mutter und ihre Deutschkenntnisse hervor oder geben ihren Impfstatus an. Um sich von der Konkurrenz abzuheben, ist ein adrettes Profilbild ein Muss. Wie bei Staubsaugern oder Filmen üblich, werden die Reinigungskräfte von ihren Kund*innen mit Sternchen und Kommentaren bewertet. Für eine schlechte Bewertung kann ausreichen, dass eine Person nicht schnell genug auf eine An- frage eines Interessenten antwortet oder einen Termin krankheitsbedingt absagt. Kund*innen können Reinigungskräfte bewerten, unabhängig davon, ob ein Termin vereinbart wurde oder nicht. Das ist ein eklatantes Machtungleichgewicht, denn umgekehrt können Reinigungskräfte ihre Kund*innen nicht bewerten. Auch können sie andere Reinigungskräfte nicht warnen, wenn sie von einem Kunden zum Beispiel sexuell belästigt wurden. 

Auch der Stundenlohn ist eine Stellschraube, um die eigene Attraktivität zu erhöhen, um sich von den Mitbewerber*innen abzuheben. Das führt naturgemäß dazu, dass sich Reinigungskräfte gegenseitig unterbieten und der (vermeintliche) individuelle Vorteil zulasten aller geht. Will eine Reinigungskraft den Job für zwölf Euro nicht machen, finden sich 100 andere, die das Angebot annehmen oder gar für zehn Euro arbeiten. Dass sich Arbeitende gegenseitig unterbieten, funktioniert nur in Arbeitsverhältnissen, in denen sie in unmittelbarer Konkurrenz stehen. Isoliert lassen sie sich am einfachsten gegeneinander ausspielen. Isolation ist das wirksamste Mittel gegen Solidarität. 

Anuya hat es geschafft, sich einen guten Ruf zu erarbeiten. Anfangs verrechnete sie zehn, mittlerweile 15 Euro pro Stunde. Im Schnitt arbeite sie 20 bis 25 Wochenstunden, meistens für Stammkund*innen. „Gutes Geld“ sei das, sagt Anuya zufrieden. Allerdings trägt sie das wirtschaftliche Risiko für ihre Arbeit vollständig selbst. Für die Fahrt zu den Wohnungen (bis zu einer Stunde), in den Leerzeiten zwischen den Aufträgen, wenn sie krank ist oder in den Urlaub geht, wird sie nicht bezahlt. Besonders ärgert sie, wenn Kund*innen Aufträge kurzfristig absagen, während sie sich bereits auf den Weg gemacht hat. Für sie ist das unbezahlte Arbeitszeit bzw. Zeit, in der sie auch andere Aufträge hätte erledigen können. Die Fahrtkosten hat sie umsonst investiert. Unterm Strich liegt der tatsächliche Stundenlohn weit unter 15 Euro. 

Die Ticks der Reichen und das Portemonnaie
der Normalsterblichen

Auch in regulären Anstellungsverhältnissen ist die Reinigungsbranche in Österreich traditionell schlecht bezahlt und von unsicheren Beschäftigungsverhältnissen geprägt. Die Branche ist gekennzeichnet durch einen hohen Frauen*anteil, Personen mit nicht-österreichischer Staatsbürger*innenschaft und einer hohen Teilzeitquote. Betriebsräte gibt es kaum, der gewerkschaftliche Organisationsgrad ist minimal.

Wer mit Schmutz arbeitet, wird stigmatisiert, das spüren die Betroffenen auch finanziell. Der Kollektivvertrag der Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereiniger schreibt seit 1. Jänner 2024 in der untersten Lohngruppe einen Bruttostunden- lohn von 11,55 Euro vor, das macht einen Nettomonatslohn von 1 .600 Euro, 200 Euro über der Armutsgefährdungsschwelle. Auch wenn wir hier von regulären Anstellungsverhältnissen sprechen, gibt es auch dort „zahlreiche illegale und unlautere Praktiken [...] – etwa falsche Lohneinstufungen, inkorrekte Stundenabrechnungen oder Scheinselbstständigkeit“, so die Soziologin Karin Sardadvar. Laut Arbeitsklimaindex der Arbeiterkammer Oberösterreich können sich 2022 knapp zwei Drittel der Arbeitenden in der Branche nicht vorstellen, den Job bis zur Pension durchzuhalten. Bei Büroangestellten beträgt dieser Wert 25,6 Prozent.

Wissenschafter*innen sprechen mit Blick auf die Reinigungsbranche von „unsichtbarer Arbeit“. Diese wird überwiegend von Frauen mit nicht-österreichischer Herkunft erledigt, die für ihren Beitrag zu einer funktionierenden Gesellschaft wenig soziale und finanzielle Anerkennung erfahren. Selbst als zu Beginn der Coronapandemie die Pfleger*innen, Sozialarbeiter*innen und Supermarktkassierer*innen für kurze Zeit sichtbar waren und beklatscht wurden, schenkte Reinigungskräften kaum jemand Aufmerksamkeit. Innerhalb der Unsichtbaren belegen sie einen der letzten Ränge. 

Schwarz beschäftigte Reinigungskräfte haben keinerlei soziales Sicherungsnetz. Sie haben keinen Kündigungsschutz, zahlen in keine Arbeitslosen- oder Pensionsversicherung ein – was sie besonders anfällig für Altersarmut macht.


2022 arbeiten hierzulande knapp 80.000 Personen formal als Reinigungskraft, die tatsächliche Zahl dürfte weitaus größer und der Großteil informell beschäftigt sein. Laut Branchenradar hat 2018 jeder siebente österreichische Haushalt mindestens einmal eine Reinigungskraft beschäftigt, schätzungsweise 97 Prozent davon inoffiziell. In Deutschland sind es ca. vier Millionen Haushalte, die regelmäßig oder gelegentlich eine Haushaltshilfe beschäftigen, geschätzte 3,6 Millionen davon irregulär. 

Während Laura Vogel und Sabine Köszegi (beide TU Wien) in einem Beitrag zum „Tag der Plattformarbeit“ keine Zahlen zu haushaltshilfe24 .at nennen, würde es sich auf der Plattform betreut.at „in den meisten Fällen“ um informelle Beschäftigung von Menschen handeln, die aus den verschiedensten Gründen keinen regulären Zugang zum österreichischen Arbeitsmarkt haben. Die Plattformbetreiber würden „die Verantwortung für die soziale Absicherung bei Unfällen oder im Krankheitsfall“ an die von ihnen vermittelten Arbeiter*innen „abwälzen“, schreiben die Studienautor*innen.  

Schwarz beschäftigte Reinigungskräfte haben keinerlei soziales Sicherungsnetz. Sie haben keinen Kündigungsschutz, zahlen in keine Arbeitslosen- oder Pensionsversicherung ein – was sie besonders anfällig für Altersarmut macht. Sie werden nicht bezahlt, wenn sie krank sind oder ein*e Kund*in kurzfristig absagt. Durch den fehlenden Versicherungsschutz können sie persönlich haftbar gemacht werden, wenn sie beim Putzen eine Vase vom Regal stoßen oder beim Bügeln eine Hose verbrennen. Ihr Einkommen schwankt von Monat zu Monat und ist kaum planbar. Aufstiegsmöglichkeiten oder die Chance auf Lohnerhöhungen bestehen kaum. 

Reinigungskräfte sind nahezu unsichtbar.

Mit den Plattformarbeiter*innen über ihre Situation zu sprechen, ist schwierig. Ihre Arbeit findet in den Privaträumen ihrer Kund*innen statt, Kontakt zu Kolleg*innen haben sie keinen, Reinigungskräfte sind nahezu unsichtbar. Anders als Foodora- oder DPD-Fahrer*innen kann man sie nicht einfach auf der Straße ansprechen und ihnen ein paar Fragen stellen. Über Facebook-Gruppen und Fakeaccounts versuche ich im Sommer 2023 über Wochen mit einigen von ihnen ins Gespräch zu kommen. Die meisten reagieren gar nicht oder sagen höflich ab, verständlich: Wer will schon gegenüber einem Fremden zugeben, schwarz zu arbeiten bzw. illegal im Land zu leben? Noch dazu einem Journalisten? 

Die wenigen, die einer meiner über 100 Anfragen zusagen, beschreiben ähnliche Erfahrungen wie Anuya. Eine von ihnen soll hier Juliana heißen. Wie alle anderen will auch sie aus Angst vor Konsequenzen ihren echten Namen nicht nennen. Juliana ist ein Jahr vor unserem Gespräch ihrer großen Liebe wegen nach Österreich zurückgekehrt. Die große Liebe lebt illegal im Land, „und ich brauche eine Möglichkeit, ihn durchzubringen“, sagt die 32-Jährige. Gemeinsam putzen sie Luxuswohnungen im Westen Wiens. 

„Reiche Menschen haben Ticks, die musst du bedienen“, beschreibt Juliana ihre Arbeit, in der sie Kleiderbügel in den Villen Hietzings nach Farben sortiert und in Döblinger Prunkbauten penibel darauf achtet, dass die Henkel der Porzellantassen stets nur in eine Richtung zeigen. Juliana hat sich arrangiert: „Für Normalsterbliche arbeite ich nicht, die zahlen nur zehn Euro pro Stunde“, sagt sie mit dem Selbstbewusstsein einer Unternehmerin. 

Andere, mit denen ich gesprochen habe, katapultierte eine Krebsdiagnose, der Todesfall eines Familienmitglieds oder eine psychische Erkrankung aus der Bahn – über die plattformvermittelte Reinigungsarbeit haben sie einen Weg gefunden, ihre Wohnungen, ihre Medikamente, ihre Therapien, ihre Grundbedürfnisse zu bezahlen. Die meisten meiner Gesprächspartnerinnen haben aufgrund persönlicher Schicksalsschläge, fehlender Aufenthaltstitel oder mangelnder Sprachkenntnisse am Arbeitsmarkt kaum Alternativen. 

Wenn sich Menschen in prekären Lebenslagen befinden und Journalist*innen die ersten sind, die sich für die Gründe interessieren, ist das ein schlechtes Zeichen.

Eine Ausnahme bildet Luise, die einzige Frau mit österreichischer Staatsbürgerinnenschaft, der ich im Laufe der Recherche begegne. Sie habe geerbt, Geld habe sie genug, erzählt sie. Über betreut.at bekommt sie wöchentlich Aufträge für rund zehn Stunden, wenn sie ein paar Tausend Euro beisammen hat, spendet sie es an ein Hilfsprojekt in Afrika Dass sie dafür keine Steuern zahlt, findet sie vertretbar. 

Während der Gespräche mit den Reinigungskräften kristallisiert sich eine Art Muster heraus: Die meisten schätzen die Arbeit an sich, das Meditative, das befriedigende Gefühl, einen Saustall in eine blitzblanke Wohnung verwandelt zu haben. Aber sie sagen auch: Die Rahmenbedingungen passen nicht. 

Wie die Arbeitsbedingungen plattformvermittelter Reinigungsarbeit in der Masse tatsächlich aussehen, ist schwer zu sagen. Interessenvertretungen wie Gewerkschaften, Wirtschaftskammer und NGOs haben zwar alle schon mal von dem Problem gehört, genaue Einblicke in die Branche haben aber die wenigsten. Von sich aus wenden sich kaum Betroffene an derlei Einrichtungen. Wer keinen Arbeitsvertrag oder Aufenthaltsgenehmigung hat, wird Institutionen und alles, was irgendwie nach Staat riecht, tunlichst meiden. Wie für Journalist*innen gilt auch für Interessenvertretungen: Reinigungskräfte sind nahezu unsichtbar, sie aktiv anzusprechen, ist denkbar schwierig. 

„DANKE WÜR DAS TELEFONAT. ICH WÜNSCHE DIR ALLES GUTTE“, schreibt mir eine Reinigungskraft im Anschluss an ein einstündiges Gespräch, das kühl begann und emotional endete. Es war das erste Mal, sagt sie, dass sie ihre Situation erklären, ihren Frust rauslassen konnte, ihr jemand zuhörte. Diese Anekdote veranschaulicht die eigentliche Problematik: Wenn sich Menschen in prekären Lebenslagen befinden und Journalist*innen die ersten sind, die sich für die Gründe interessieren, ist das ein schlechtes Zeichen. Das heißt im Umkehrschluss, dass es an Ansprechpartner*innen und Institutionen mangelt, an die sie sich wenden und die Unterstützung leisten können. 

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Dieser Text ist ein gekürzter Auszug des Kapitels „Plattformreinigung: Win-Win-Lose“ aus Johannes Greß „Ausbeutung auf Bestellung. Österreicher findest’ für die Arbeit keine“, ÖGB Verlag, 2024 (200 S., 22,90 Euro)

Autor*in: Johannes Greß

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